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Glasfaserausbau: In Eigenregie

3. Dezember 2021 | Autor: Dirk Fieml, CEO tktVivax Group

Mit dem Start der „Graue-Flecken“-Förderung wurden im April 2021 die Fördermittel für den Ausbau der Glasfasernetze nochmals deutlich aufgestockt. Dennoch kommen die Projekte vielerorts nicht recht in Gang. Dies vor allem auch daran, dass die Potenziale des eigenwirtschaftlichen Breitbandausbaus nicht ausreichend genutzt werden.

Dieser Beitrag ist auch als Fachartikel in der Fachzeitschrift "der gemeinderat" Ausgabe 11/21 erschienen 

Eigenwirtschaftlicher Glasfaserausbau - Fachartikel
Project Description

Insgesamt stellt der Bund in den kommenden Jahren 12 Milliarden Euro für den Ausbau der Glasfasernetze zur Verfügung. Eine solch gewaltige Summe sollte eigentlich wie ein Turbo wirken, sie tut es aber noch nicht. Das hat mehrere Gründe: Zunächst einmal sind Fördermittelverfahren aufwendig und dauern schlichtweg ihre Zeit. Vor allem, wenn Bundes- und Landesmittel parallel beantragt werden sollen. Allein für das nötige Markterkundungsverfahren können mehrere Monate ins Land gehen, dazu kommen bis zu weitere sechs Monate für die Ausschreibung. Daneben müssen die Fördermittel in den Haushalt eingestellt und von den kommunalen Gremien abgesegnet werden: Dies ist bei den zweistelligen Millionensummen, um die es hier geht, oftmals nicht einfach. Die Option des eigenwirtschaftlichen Ausbaus wird von vielen Fördermittelberatern zudem schlichtweg ausgeblendet, die sich oft vollständig auf die Programme des Bundes und der Länder fixieren. Aber auch die traditionellen deutschen Telekommunikationsanbieter engagieren sich meist nur dort, wo sie Fördermittel bekommen. Zudem wird vielerorts darauf spekuliert, dass der Deckel von 100 mBit/s für geförderte Glasfaseranschlüsse fällt und damit weitere Gebiete mit öffentlichen Geldern ausgebaut werden können.  

Dabei ist der eigenwirtschaftliche Ausbau gerade im Zusammenspiel mit dem Fördermittelverfahren eine echte Alternative, die die Gasfaserversorgung nicht nur beschleunigt, sondern gerade im kommunalen Umfeld deutlich vereinfacht. Denn Förderung und eigenwirtschaftlicher Ausbau können sich ideal ergänzen. Im Rahmen der der „3.3-er Förderung“ des Bundes sollte jede Kommune unbedingt untersuchen, was förderfähig ist. Gleichzeitig lohnt es sich bereits in dieser Phase mit Investoren in den Dialog zu gehen, ob es Interesse gibt, sich in der jeweiligen Region eigenwirtschaftlich zu betätigen. So besteht die Chance, schnell mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau zu starten, weil man hier kein langwieriges Verfahren durchlaufen muss und Fördermittel nur für die Gebiete beantragen muss, wo keine Zusagen von möglichen Investoren bestehen. 

Hier ändern sich die Voraussetzungen zurzeit grundlegend. Denn zunehmend werden internationale Investoren auf den deutschen Markt aufmerksam. Die Unternehmen kommen aus Frankreich, Kanada, Schweden, Großbritannien, Italien oder, wie aktuell bei der Telekom, aus Australien. Oftmals wollen sie sich vorzugsweise im kommunalen Raum betätigen, machen das aber nur, wenn die Kommune oder das Stadtwerk das Vorhaben auch unterstützt. Die Summen, die diese Investoren für den Bau von Glasfasernetzen bereitstellen, liegen oft im hohen dreistelligen Millionenbereich. Und die Unternehmen wollen schnell investieren. Ein Beispiel ist der französische Investor Meridiam, der gerade mit der Verbandsgemeinde Montabaur die „Glasfaser Montabaur“ gegründet hat und nun rund 40.000 Einwohner an das neue Netz anbindet. Ein ähnliches Vorgehen verfolgt die Stadt Lauterbach mit Unterstützung von tktVivax in Hessen: Hier soll sogar ein vollflächiger Ausbau in der Kombination eigenwirtschaftlich und gefördert erfolgen. Dass dies auch großflächig funktioniert, zeigt die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken, wo der eigenwirtschaftliche Netzausbau von der Deutschen Giganetz vorangetrieben wird. Hier ist der Investor eine kanadische Unternehmensgruppe. Koordiniert wird das Projekt vom Gigabit-Kompetenz-Zentrum der Wirtschaftsregion, das mit Unterstützung von tktVivax aufgebaut wurde und sicherstellt, dass die kommunalen Interessen gewahrt bleiben.
 

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Project Details